Carl Koppehel (* 16. November 1890 in Berlin; † 28. Juni 1975) war ein deutscher Fußballschiedsrichter, Funktionär und Autor.
In der Zeit der Weimarer Republik war Koppehel einer der umtriebigsten Fußballorganisatoren und – bürokraten, der sich als engagierter Lobbyist für die Fußballverbände erwies. Nach der Aufgabe seiner Geschäftsführertätigkeit beim VBB sanierte er von August 1926 an als hauptamtlicher Geschäftsführer die Finanzen von Tennis Borussia Berlin.
Koppehel wurde in den 1920er Jahren wegen seiner umfassenden fußballpublizistischen Arbeiten einer größeren Lesegemeinde bekannt. Schwerpunkte seiner Arbeiten waren seine in vielfältigster Form herausgebrachten Beiträge zu Regelfragen (Abseitsregel aus dem Jahr 1925) und Ausarbeitungen für die Verwaltungsarbeit der Verbände und Vereine (Steuergesetzgebung). Diese anfängliche Spezialisierung nutzte er aus, um darüber in den „normalen Fußballjournalismus“ zu gelangen. Ab Mitte der 1920er Jahre schrieb er dann regelmäßig Reportagen und Spielberichte über die wichtigsten Fußballspiele in Deutschland und auf dem Kontinent. Er war Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Rasensport“ und Autor der Berliner „Fußballwoche“. Ende der 1920er Jahre war Koppehel in die Riege der berühmtesten Fußballjournalisten der Republik aufgestiegen. Gemeinsam mit Walther Bensemann (Kicker), Eugen Seybold, Ernst Werner (Fußballwoche) und Willy Meisl (Vossische Zeitung) legte Carl Koppehel in langen Grundsatzartikeln die Richtung des deutschen Fußballjournalismus fest.
Am 1. Oktober 1931 fusionierte Koppehels Deutsche Schiedsrichter-Zeitung mit der seit 1926 erscheinenden DFB-Schiedsricher-Zeitung. Fortan fungierte er als Chefredakteur des alleinigen amtlichen Organs der Schiedsrichter des DFB. Am Ende des Jahres 1932 brachte er zusammen mit Reichstrainer Otto Nerz seinen bis dato größten Printerfolg heraus, als er das Buch „Kampf um den Ball“ veröffentlichte, das mehrere Neuauflagen erlebte.
In den ersten Monaten nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten hielt sich Koppehel merklich zurück. Laut Havemann empfand er „große Sympathien für die Wende, die mit der Machtübernahme Hitlers eingeleitet wurde.“ Tatsächlich passte sich der damals 42-Jährige den neuen Machtverhältnissen schnell an. 1934 wurde Koppehel in die DFB-Geschäftsstelle geholt; er wurde schnell die „rechte Hand des DFB-Vorsitzenden Felix Linnemann“. Selbst von der „zweiten Gleichschaltung“ des DFB (Nils Havemann) nach 1936 profitierte Koppehel. Gemeinsam mit Dr. Georg Xandry übernahm er von 1937 an in Abwesenheit Linnemanns die Verwaltungsleitung des deutschen Fußballs. Weiterhin die DSZ betreuend, wurde er 1937 in Personalunion auch „Reichsschiedsrichter-Obmann“, dem das gesamte Schiedsrichter-Wesen unterstellt war. Im Februar 1937 folgte er dem Pressechef des Fachamtes Fußball nach und beaufsichtigte und organisierte damit alle Druckerzeugnisse des Fachamtes. Als „federführender Mitarbeiter Linnemanns in Dingen der Vereinspraxis“, redigierte und schrieb er Fußball-Jahrbücher und verfasste eine riesige Zahl von Fachtexten zur Schiedsrichterei und Verwaltungsarbeit in den Vereinen.
Das Führerprinzip verteidigte er stets. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges verfasste Koppehel Texte, die den Krieg verherrlichten und die NS-Ideologie propagierten. Nachdem der Reichssportführer die Anweisung zur Einordnung des Sports in die totale Kriegsführung ausgegeben hatte, appellierte Koppehel zum Beispiel an seine Sportskameraden: „Ein jeder müsse mit Fanatismus bemüht sein, das, was man von ihm verlangt, weil man es fordern muß, wo es auch ist und wo er auch steht, mit heißem Herzen und ganzem Willen zu erfüllen.“
Auch in den Jahrbüchern vertrat er das Vokabular seiner Zeit und befolgte die Direktiven aus dem Reichsministerium für Propaganda hinsichtlich der „Damnatio memoriae“ als er etwa 1939 in einem Text über die österreichische Fußballgeschichte den Meistertitel Hakoah Wiens unterschlug, weil es sich dabei um eine rein jüdische Elf gehandelt hatte. Er stützte mithin dieses System, wenn auch „nur“ als Technokrat und er rühmte stets die „geordneten Verhältnisse“ im Fußball seit dem Jahr 1933. Dennoch ist laut Eggers zu differenzieren und festzuhalten, dass Koppehel nicht zu den scharfen Ideologen vom Schlag eines Guido von Mengden zählte; die allermeisten Artikel aus seiner Feder bezogen sich auf die Sache selbst, auf den Fußball.
Markwart Herzog (Hrsg.): Fußball zur Zeit des Nationalsozialismus. Erik Eggers: Publizist-Journalist-Geschichtenerzähler. Der Funktionär und Schiedsrichter Carl Koppehel als Lehrstück der deutschen Fußballhistoriographie. Verlag W. Kohlhammer. Stuttgart 2008. S. 195–214.
Lorenz Peiffer, Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus. Verlag Die Werkstatt. Göttingen 2008.
Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz. Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz. Campus Verlag. Frankfurt/Main 2005.
Erik Eggers: Fußball in der Weimarer Republik. Agon Sportverlag. Kassel 2001.