Die Fußball Europameisterschaft 2024 wird Fans und Spieler aus ganz Europa in Deutschland beherbergen. Gespielt wird in fast ganz Deutschland. Fast, denn in Thüringen findet kein Spiel statt. Wir nehmen das zum Anlass, einen verspielten Fußball & Kultur-Sommer in Weimar auszurichten. Wir greifen die Dynamik der Europameisterschaft 2024 auf, um gemeinsam mit Fans und Spieler:Innen über das Thema der Verspielten Freiheit: Fußball in der Weimarer Republik zu sprechen:
“Fußball ist ein Spiel der Freiheit, der Visionen und Gefühle. Fußball macht mich glücklich. Wenn ich auf ein Fußballfeld komme, und dort liegt ein Ball, dann will ich mit ihm spielen. Das Stadion ist ein Ort der Kreativität” (Cesar Luis Menotti)
Der Fußball in der Weimarer Republik steht exemplarisch für die „Verspielte Freiheit“ (Hans Mommsen) der ersten deutschen Demokratie: Am Beginn steht der Aufbruch in eine neue Zeit, in der auch der Fußball einen neuen „freien Spieltrieb“ (Friedrich Schiller) als Lebensgefühl für eine ganze Generation verkörpert. Der Fußball hauchte den in der Weimarer Verfassung zum ersten Mal verbrieften Freiheiten Leben ein und verankerte die Freiheit im Alltag der jungen Republik. So verspielt der Fußball in der Weimarer Republik aber auch begonnen hatte, am Ende steht der Nationalsozialismus und die Freiheit war verspielt. Der Fußball verkommt zur politischen Projektionsfläche für antagonistische Philosophien mit einem rigiden Antiindividualismus und kulturpessimistischen Freiheitsverständnis. Fußball im nationalsozialistischen Deutschland ist vor allem ein Instrument zur Ausübung von Macht, Autorität und Kontrolle. Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald steht hier für den Inbegriff von Unfreiheit - in dem jedoch selbst noch Fußball gespielt wurde.
Seit der Fußball sich in der Weimarer Republik zum Massenphänomen entwickelt hat, läuft er der klassischen Kulturindustrie den Rang ab. Ob Theater, Universität, Bibliothek oder Museum, mit dem Spektakel, welches der Fußball in den Stadien anbietet, können die klassischen Kultur- und Vermittlungsinstitutionen schon lange nicht mehr konkurrieren. Es gilt das vom Bauhaus-Direktor Hannes Meyer ausgerufene Diktum: „Das Stadion besiegt das Kunstmuseum“ (Die neue Welt, 1926).
„Der Rektor ließ den Heinz zitieren / Und ins Arrestlokal spazieren. / „Bedenken Sie vor allen Dingen: / Nachklassisches muß stets misslingen!“ / So schalt der Altertumsgelehrte. / „Es ist das Ärgste, was ich hörte! / Die Griechen kannten Laufen, Springen, / Sie übten Speerwurf, Diskus, Ringen; / Doch kannten sie, so wie ich meine, / Nicht Fußball- und nicht Sportvereine.“ (Aus: Der Fußballapostel, 1921)
Dem Gedanken Hannes Meyers konsequent folgend, bauen wir ein temporäres Kleinfeld-Stadion mit angeschlossenem Kiosk für Fußball & Kulturveranstaltungen auf dem Hermann-Brill-Platz in Weimar. Für die Zeit der Europameisterschaft 2024 siegt in Weimar, der Stadt der Klassik, der Dichter und Denker, das Fußball-Stadion über das Kunstmuseum. Hier entsteht ein Ort, an dem sich die Freiheit wieder als schieres Lebensgefühl ausdrücken kann. An dem sich die Freiheit auf eine verspielte Art gemeinsam erleben lässt. Dazu bedarf es letztlich nur einen Fußball und einen freien Raum. Oder anders ausgedrückt: Wer von Freiheit spricht, sollte das Fußball spielen nicht vergessen.
Willkommen bei der Verspielten Freiheit!
mitwirkende
Die Sport- und Kulturprojekte Weimar gUG ist eine Unternehmensgründung aus der Bauhaus-Universität Weimar heraus. Ihr Ziel ist die Förderung von Sport und Kultur. Dies erreicht sie durch die Organisation von Sport- und Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und Festivals sowie die Pflege öffentlicher Sport- und Kulturanlagen. Die Gesellschaft unterstützt vor allem in Weimar und Thüringen gemeinnützige Projekte und Vereine in den Bereichen Sport, Kultur und politische Bildung.
Die Klassik Stiftung zählt zu den größten und bedeutendsten Kultureinrichtungen in Deutschland. Ihre Schwerpunkte liegen auf Themen des klassischen Weimars sowie der Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts rund um Henry van de Velde, Bauhaus und Friedrich Nietzsche. Sie verwaltet über 20 historische Parks, Museen, Schlösser und historische Wohnhäuser. Im Rahmen des Projektes „Verspielte Freiheit“ wurden neue Wege der Kulturvermittlung und Publikumsansprache entwickelt. Das Resultat sind ein Ferienworkshop, eine Weimarer Kontroverse sowie Spiel- und Mitmachangebote für den öffentlichen Raum, die sich mit der Thematik Sport, Freiheit und Fair Play beschäftigen.
Die Gedenkstätte Buchenwald ist ein bedeutender Erinnerungsort in Deutschland, errichtet auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Sie erinnert an die Opfer des Holocausts und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Gedenkstätte bietet Ausstellungen und Bildungsprogramme, um Besucher zu informieren und zur Reflexion über die Geschichte beizutragen. Im Rahmen des Projektes ist in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Buchenwald u.a. eine Fotoausstellung zum Thema „Fußball in nationalsozialistischen Konzentrationslagern“ entstanden.
Geboren 1969 in Hamburg, studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Hamburg. Als Sporjournalist spezialisierte sich Eggers auf historische und und kulturelle Themen im Sport, insbesondere zur Zeit der Weimarer Republik. Vor allem mit seiner Arbeit „Fußball in der Weimarer Republik“ hat Eggers tiefergehende Einblicke in die Zusammenhänge von Fußball, Gesellschaft und Kultur der Weimarer Republik vorgelegt. Eggers wurde für seine journalistische Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Geboren 1975 in München, studierte Neuere Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als promovierter Zeithistoriker widmet er sich den kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten des Fußballs. Seine Dissertation beschäftigte sich mit dem Gedanken der „Fußball-Volksgemeinschaft“. Eine Abhandlung über Ideologie, Politik und Fanatismus im deutschen Fußball zwischen 1919 und 1964.
Geboren 1965 in Lörrach, ist Soziologe und Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bekannt u.a. für seine Resonanztheorie, untersucht er die Wechselwirkungen zwischen Individuen und Gesellschaft. Für das Projekt „Verspielte Freiheit“ verbindet Rosa die Themen Freiheit und (Un-)Verfügbarkeit und reflektiert deren Bedeutung für den Fußball in Zeiten des VAR.
Veronika Springmann ist Historikerin und Sportwissenschaftlerin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Geschichte des Nationalsozialismus, Geschichte der Gewalt, Körper- und Sexualitätsgeschichte. Sie leitet seit 2021 das Sportmuseum Berlin. Zur Europameisterschaft wird hier eine Sonderausstellung mit dem Titel „Sport. Masse. Macht. Fußball im Nationalsozialismus“ gezeigt.
Ronny Blaschke, geboren 1981 in Rostock, studierte Sport- und Politikwissenschaften in Rostock. Als Journalist und Autor beschäftigt er sich mit politischen Themen im Sport, vor allem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Die Recherchen für seine Bücher lässt er in politische Bildung einfließen, in Vorträge, Moderationen und Konferenzen. Blaschke wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
Enzo und Lorenz studieren Architektur an der Bauhaus Universität Weimar. Beide planten und bauen das temporäre Kleinfeldstadion im Rahmen Ihrer Bachelorarbeit. Einen besonderen Schwerpunkt Ihrer Arbeit legen Enzo und Lorenz auf sozial-räumliche Arrangements der Architektur: "Uns begeistert, wie der Ball durch den Raum fliegt. Wer den Pass bekommt und wie dieser in den freien Raum weitergeleitet wird. Von wo aus das Tor geschossen wird, wie der Pfosten aussieht und wer aufspringt und jubelt."
Hannah Sophia Bosch ist begeistert von der Einfachheit, die das Fußballspielen bestimmt, genauso von der Komplexität, die der Fußball mit sich bringt. Sie ist vor allem auf der Suche nach einem Austausch, der über das Kicken hinausgeht, aber nur genau dabei entstehen kann. Im Rahmen der verspielten Freiheit trommelt Hannah Teilnehmende zusammen, ohne dabei die kleinen, zufälligen Begegnungen zu vergessen. Daneben ist sie Studentin der Architektur mit einer großen Liebe zum Détail.
ansässig in Hamburg und vor vielen Jahren der Bauhaus-Universität Weimar entsprungen, arbeitet Lena experimentell und auftragsbezogen im digitalen Design. Seit 2023 führt sie das Designstudio Lena & Galitsch. Ihre Arbeit hat ihre Wurzeln im Grafikdesign mit dem Schwerpunkt Interfacedesign. Von der ersten Idee bis zum fertigen digitalen Auftritt entwickelt sie visuelle Identitäten, Websites und bildschirmbasierte Projekte aus einer Hand.
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15 € erhalten 2 Freikarten für das Finale am 14.07 im Fritz Löhner Beda Stadion
25 € erhalten ein Plakat aus der Reihe "Das Stadion besiegt das Kunstmuseum"
100 € ein Trikot der Verspielten Freiheit von Adidas
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Sport & Kulturprojekte Weimar gUG
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Unsere Ziele
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2. Freier Raum: Sport & Kultur brauchen freie Räume - in denen sich jeder - unabhängig von seinen finanziellen Möglichkeiten - austoben kann
3. Raumgewinn: Wir wollen die verspielte Freiheit fördern & sichern. Dazu sollen in Weimar und Thüringen u.a. neue Sport & Kulturveranstaltungen durchgeführt werden
4. Kleinfeld-Stadion der Freiheit: Wir wollen in die Zukunft der verspielten Freiheit investieren - Unser Ziel ist es in Weimar und Thüringen neue Kleinfeld-Stadien der Freiheit für Sport und Kulturprojekte verwirklichen