Giovanna Boccalini Barcellona

Giovanna Boccalini
Mailand, 1933. Giovanna Boccalini Barcellona mit ihren Fußballschwestern Luisa, Rosetta und Trainer Umberto Marrè

Giovanna Boccalini Barcellona (1901–1991) war eine italienische Lehrerin, Widerstandskämpferin, Gewerkschafterin, Politikerin und Frauenrechtlerin. Ihr Leben war geprägt von ihrem Engagement für den Sport, insbesondere Fußball, sowie ihrem Einsatz für Freiheit, Demokratie und Frauenrechte.

In den 1930er Jahren entdeckte Giovanna Boccalini Barcellona ihre Leidenschaft für den Fußball. Gemeinsam mit ihren Schwestern Marta und Rosetta besuchte sie regelmäßig Spiele von Ambrosiana Mailand, dem heutigen Inter Mailand. Die Begeisterung für den Sport führte sie dazu, 1933 die erste Frauenfußballmannschaft Italiens zu gründen: die Gruppo Femminile Calcistico (GFC). Sie übernahm die Rolle der Teammanagerin (Commissaria), während ihre Schwestern Luisa, Marta und Rosetta als Spielerinnen aktiv waren. Ihr Ziel war es, Frauen die Möglichkeit zu geben, Fußball zu spielen – in einer Zeit, in der dieser Sport als rein männliche Domäne galt.

Das Team bestand aus jungen Frauen, die sich leidenschaftlich für den Fußball begeisterten, und trainierte regelmäßig auf verschiedenen Plätzen in Mailand. Einer der Haupttrainingsorte war der Platz in der Via Tertulliano, wo die Spielerinnen unter teils schwierigen Bedingungen trainierten. Die Mannschaft trat in Trikots mit schwarz-weißen und schwarz-blauen Farben auf, was möglicherweise eine Hommage an die Vereine Juventus Turin und Ambrosiana Mailand war. Obwohl die Gruppo Femminile Calcistico keine offizielle Liga oder nationale Konkurrenz hatte, organisierten sie selbst Freundschaftsspiele und Turniere, um ihr Können unter Beweis zu stellen.

Anfangs wurde die Initiative wohlwollend aufgenommen, und es gab sogar Berichte über ein mögliches Interesse der Zeitung Gazzetta dello Sport. Doch der Erfolg des Projekts wurde bald durch das politische Klima der Zeit erstickt. Die faschistische Regierung Italiens unter Benito Mussolini sah Frauenfußball als unpassend für die weibliche Rolle in der Gesellschaft. Offizielle Stellen äußerten Bedenken hinsichtlich der "Unweiblichkeit" des Sports und argumentierten, dass körperliche Anstrengung dieser Art Frauen schaden könnte. Letztendlich wurde die Gruppo Femminile Calcistico unter dem Druck der faschistischen Behörden aufgelöst, und das mutige Experiment Frauenfußball fand in Italien ein jähes Ende.

Trotz des Scheiterns des Projekts war Giovanna Boccalini Barcellona eine Heldin im europäischen Frauenfußball. Ihr Engagement legte den Grundstein für die spätere Entwicklung des Frauenfußballs in Italien, auch wenn es Jahrzehnte dauerte, bis Frauen wieder offiziell die Möglichkeit erhielten, in organisierten Ligen zu spielen.

Quellen / Weiterführende Links

projekt partner
gefördert von