Wenn man uns nicht zulässt, dann schaffen wir uns eben unsere eigenen Spiele.Alice Milliat
Als Alice Milliat 1884 in Nantes geboren wurde, gab es für Frauen kaum Platz auf den Spielfeldern der Welt. Doch die sportbegeisterte Französin war überzeugt: Frauen gehören auch in den Wettkampfsport – und ebenso selbstverständlich auf den Fußballplatz.
1917 wurde Milliat zur treibenden Kraft hinter der Gründung von Fémina Sport Paris, dem wichtigsten Frauen-Sportverein der frühen Jahre in Frankreich. Fémina Sport war mehr als ein Club – es war eine Bewegung. Hier konnten Frauen Fußball spielen, Leichtathletik treiben, Mannschaftssport lernen und für ihre Rechte einstehen.
Milliat selbst spielte und trainierte bei Fémina und verstand schnell, dass der Frauenfußball, der in Paris große Popularität gewann, von offizieller Seite torpediert wurde. „Man wollte uns kleinhalten – auf dem Spielfeld wie im Leben“, bemerkte sie später. Doch anstatt aufzugeben, organisierte sie Freundschaftsspiele, Turniere und machte Fémina Sport zur Bühne für selbstbewusste Spielerinnen wie Thérèse Brulé oder Carmen Pomiès.
Doch ihr Engagement endete nicht bei einem einzelnen Verein: 1921 gründete Alice Milliat die Fédération Sportive Féminine Internationale (FSFI) – den weltweit ersten Sportverband nur für Frauen. Damit gab sie nicht nur dem Frauenfußball, sondern dem Frauensport insgesamt eine Stimme. Unter ihrer Leitung wurden die Regeln professionalisiert, Länderspiele organisiert und der internationale Austausch vorangetrieben. Die FSFI war die logische Konsequenz aus Milliats Überzeugung: „Wenn man uns nicht zulässt, dann schaffen wir uns eben unsere eigenen Spiele.“
Milliat erkannte früh, dass Frauenfußball und andere Disziplinen nur dann Akzeptanz finden würden, wenn Frauen selbst die Initiative ergreifen. Dank ihrer Beharrlichkeit kam es zu legendären Begegnungen zwischen Fémina Sport und den englischen Dick, Kerr Ladies – Spiele vor Tausenden Zuschauern, die die Pionierinnen des Frauenfußballs in den 1920er-Jahren bekannt machten.
Bis heute gilt Alice Milliat als die große Architektin des Frauenwettkampfsports. Mit Fémina Sport, der FSFI und ihrem unermüdlichen Einsatz für den Fußball schuf sie Räume für Generationen von Spielerinnen – auf dem Platz und in den Köpfen der Menschen.