Alfred Braun war so etwas wie die Stimme der 1920er Jahre. Der gelernte Schauspieler erfand die Hörfunkreportage, das Mitmachradio und war Deutschlands erster Rundfunksprecher. Dass er während der NS-Zeit an Nazi-Propagandafilmen mitwirkte, stand auch seiner Nachkriegskarriere nicht im Weg.
Alfred Braun wuchs im proletarischen Prenzlauer Berg auf. Ab November 1924 begann Braun seine Tätigkeit beim Funk, zunächst als Sprecher, später auch als Regisseur der Funk-Stunde Berlin, dem ersten Radiosender Deutschlands. In die Rundfunkgeschichte eingegangen sind Brauns Live-Reportagen von der Trauerfeier für Reichsaußenminister Gustav Stresemann (6. Oktober 1929) und der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Thomas Mann (10. Dezember 1929).
Der Sozialdemokrat Braun gehörte zu den populärsten Gestalten der Weimarer Republik. Der Machtantritt der Nationalsozialisten beendete 1933 Brauns Tätigkeit. Die Gestapo verhaftete Braun im August 1933 unter dem Vorwurf, als ein Hauptvertreter des „Weimarer Systemrundfunks“ der Verantwortliche für eine „Verjudung der Funkstunde“ zu sein, und brachte ihn für sechs Wochen in das Konzentrationslager Oranienburg, dann in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit. Zu einer Anklage Brauns im geplanten und im Herbst 1934 veranstalteten „Reichs-Rundfunk-Prozess“ kam es nicht.
Ende September 1933 erreichte der prominente Schweizer Theaterschaffende Ferdinand Rieser Brauns Freilassung, die mit einer Emigration in die Schweiz verbunden war. Nach Ablehnung seines Antrags auf Rehabilitierung und Wiederbeschäftigung beim Berliner Rundfunk durch Joseph Goebbels vermittelte ihm Carl Ebert 1937 die Stelle des Rhetoriklehrers an der Theater- und Opernabteilung der türkischen National-Akademie in Ankara. Bei Kriegsausbruch kehrte Braun 1939 nach Berlin zurück und wurde, zunächst anonym, Kriegsberichterstatter, dann Drehbuchautor. Das Deutsche Bühnenjahrbuch 1940 vermerkt Alfred Braun als kommissarischen Leiter des Bereichs Produktion I – Zeitgeschehen beim Deutschen Fernseh-Rundfunk, Kaiserdamm 77. Unter Veit Harlan war Braun 1940 Regieassistent bei dessen antisemitischem Hetzfilm Jud Süß, fungierte 1941 als Sprecher des Fliegerwerbefilms Himmelsstürmer und verfasste danach für Harlan die Drehbücher zu den Filmen Die goldene Stadt, Opfergang, Immensee und Kolberg.
In der Nachkriegszeit arbeitete er von 1945 bis 1947 für die amerikanische Besatzungsmacht im Rundfunk. Von der sowjetischen Besatzungsmacht als „Antifaschist“ angefordert, zog Braun 1947 oin den Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, um Kommentator am kommunistischen Berliner Rundfunk zu werden, wo er antiamerikanische Propaganda betrieb.
Alfred Braun starb Anfang 1978 im Alter von 89 Jahren in West-Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend. Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Alfred Braun (Feld 18-K-102) seit 1990 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2016 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.
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