Kicken, das war für uns FreiheitLotte Specht
Lotte Specht war eine deutsche Fußballpionierin und Gründerin des ersten offiziell organisierten Damenfußballvereins in Deutschland. Mit ihrem Mut und ihrer Begeisterung für das Spiel setzte sie in den 1930er-Jahren ein Zeichen gegen gesellschaftliche Konventionen und schuf einen Meilenstein in der Geschichte des Frauenfußballs.
Lotte Specht wurde 1911 in Frankfurt geboren. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Fußball – ein Sport, der damals für Frauen nicht vorgesehen war. „Kicken, das war für uns Freiheit“, wird sie später zitiert. Für sie war der Ball ein Sinnbild für Selbstbestimmung und Lebensfreude. 1930, im Alter von gerade einmal 19 Jahren, gründete sie den 1. Deutschen Damenfußball-Club (1. DDFC) in Frankfurt.
Rund 15 junge Frauen, die genauso begeistert waren wie Specht, trafen sich regelmäßig auf einem staubigen Platz in der Mainmetropole. Die Tore waren improvisiert, das Spielfeld schlecht gepflegt – und dennoch war es für die Spielerinnen ein Ort des Aufbruchs und der Freiheit. „Wir haben einfach gespielt, weil es uns Spaß gemacht hat“, erinnerte sich Specht später.
Doch die Reaktionen der Öffentlichkeit waren scharf und oft spöttisch. Zeitungen schrieben von „verirrten Mädchen“ und „männlichen Damen“, Zuschauer verspotteten die Spielerinnen bei den wenigen Spielen, die sie austragen konnten. Offizielle Unterstützung gab es keine. Lotte Specht ließ sich davon nicht beirren: „Wir wollten uns nicht vorschreiben lassen, was wir dürfen und was nicht.“
Trotz des großen Engagements war der gesellschaftliche Gegenwind zu stark. Der 1. DDFC bestand nur kurze Zeit, bevor er sich wieder auflöste. Doch Spechts Tatkraft hatte Maßstäbe gesetzt. Sie gilt als erste Frau in Deutschland, die den Mut hatte, den Frauenfußball sichtbar zu machen und ihm eine organisatorische Grundlage zu geben.