Kioskgespräche

Wer von Freiheit spricht, sollte den Fußball nicht vergessen: In den Kioskgesprächen wollen wir mit Expert*Innen über Themen an der Schnittstelle von Fußball, Freiheit und Kultur ins Gespräch kommen. 

Verspielte Freiheit: Mythos Fußball in der Weimarer Republik

E. Eggers

Di. 25.06 17:00 - 18:00 Kiosk "Zur verspielten Freiheit"

Zu Beginn der Weimarer Republik war der Fußball - im Gegensatz zu Sportarten der Körper- und Leibesübungen - Ausdruck einer neuen, verspielten Freiheit. Der Fußball stand für ein neues Lebensgefühl der Moderne und verkörperte den Demokratie- und Freiheitsoptimismus einer jungen, urbanen Generation. Der Fußball erschuf in der jungen Weimarer Republik eine Kultur der verspielten Freiheit. Bei der nicht nur ein irgendwie geartetes neues Lebensgefühl im Sinne eines Lifestyle zum Vorschein kam, sondern deren Sinn im Aufbegehren gegen gesellschaftliche Konventionen von Tradition, Autorität und Kontrolle lag. Fußball hauchte den in der Weimarer Verfassung zum ersten Mal verbrieften Freiheiten Leben ein und verankerte die Freiheit im Alltag der jungen Republik. 

Über diesen Aufstieg des Fußball in der Weimarer Republik wollen wir mit dem Historiker und Journalisten Erik Eggers sprechen: Wie wurde in kürzester Zeit aus dem verhassten „Fusslümmelei“ eine „Wilde Poesie des Spiels“ mit eigener Kultur und Ästhetik? Was waren die prägenden Motive einer jungen Avantgarde aus Kunst und Kultur, sich dem Fußball hinzuwenden? Wer waren die Helden der verspielten Freiheit, die dem Fußball und der Demokratie mit ihrem Streben nach Freiheit Leben einhauchten?

Das Kioskgespräch mit Erik Eggers finden sie hier

Governing Bodies: Verspielte Freiheit in der Weimarer Republik

R. Oswald

Di. 18.06 17:00 - 18:00 Kiosk "Zur verspielten Freiheit"

So verspielt und vielschichtig der Fußball in der Weimarer Republik auch begonnen hatte, die erspielten Freiheiten wurden verspielt: Ob Volk oder Klasse, wenn es einen Wendepunkt in der Weimarer Republik gab, ein Momentum in dem die Freiheiten verspielt wurden, dann manifestiert dieser sich in einem rigiden Antiindividualismus. Nicht mehr die verspielte Freiheit, sondern die Pflicht des Individuums, im Dienst am und zum Aufgehen in der Gemeinschaft zu stehen, rückte in den Mittelpunkt.

Über diesen Kipppunkt der verspielten Freiheit sprechen wir mit dem Historiker Rudolf Oswald.  Wie konnten die noch wenige Jahre zuvor vorherrschenden Tendenzen zur Freisetzung verspielter Freiheiten verloren gehen? Wer waren die Protagonisten, die als Feinde der verspielten Freiheit den Fußball unter die Kontrolle rigider antidemokratischer und antiindividualistischer Ideologie brachten? Und nicht zuletzt, welche Rolle spielte die Körperlichkeit für die verspielte Freiheit der Weimarer Republik?

Das Kioskgespräch mit Rudolf Oswald finden sie hier

Verspielte Freiheit: Fußball im Nationalsozialismus

Veronika Springmann (Wegen Krankheit verschoben)

Fr. 28.06 18:00 - 19:00 Kiosk "Zur verspielten Freiheit"

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden endgültig die letzten Freiheiten verspielt. Und auch wenn die NS-Propagande lieber ein Volk von Turnern, statt von „Fußlümmern“ sehen wollte und sich dabei an das Nibelungenlied hielt, aus dem ein „deutscher Fünfkampf“ heraus gelesen wurde, erkannte u.a. Reichspropagandaminister Goebbels schnell die große suggestive Kraft des Fußballs für die nationalsozialistische Propaganda. Der Fußball und das Stadion wurde politisch Überformt als Ort, an dem sich die ersehnte „Volksgemeinschaft“ verkörperte. Fußball wurde zum Instrument national-sozialistischer Politik. Für die der Fußball der Kontrolle und der Zerstreuung der Massen diente - Im Stadion, im Alltag und in den Konzentrationslagern.

Über die ambivalente Wirkung des Fußball im Nationalsozialismus sprechen wir mit der Historikerin und Leiterin des Deutschen Sportmuseum Berlin Veronika Springmann. Welche Rolle spielte der Fußball zur Zeit des Nationalsozialismus? Wo und Wie wurde der Fußball als politisches Instrument eingesetzt? Wann und Warum wurde Fußball in Konzentrationslagern zugelassen, oder eben verboten? Was waren die Motive der Nationalsozialisten Fußball in Konzentrationslagern spielen zu lassen?

Fußball: Im Schatten der Freiheit

R. Blascke

Di. 09.07 17:00 - 18:00 Kiosk "Zur verspielten Freiheit"

Diktatoren bringen Spieler brutal auf Linie und nutzen Stadien als Militärbasen. Vereinsinvestoren aus autoritären Staaten wie China und Russland sichern ihren Regierungen wirtschaftlichen Einfluss in Europa. Ob einst in Jugoslawien, später in der Ukraine und in der Arabischen Welt: Ultras kämpfen in Revolutionen an vorderster Front – und ziehen sogar in den Krieg. Der Journalist Ronny Blaschke hat auf vier Kontinenten recherchiert. Durch das Vergrößerungsglas Fußball blickt er auf Geschichte, Kultur und Religion. Das beliebteste Spiel zwischen Propaganda, Protest und Freiheitsstreben.

Ronny Blaschke, geboren 1981 in Rostock, studierte Sport- und Politikwissenschaften in Rostock. Als Journalist und Autor beschäftigt er sich mit politischen Themen im Sport, vor allem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau. Die Recherchen für seine Bücher lässt er in politische Bildung einfließen, in Vorträge, Moderationen und Konferenzen. Blaschke wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. 

Wie weiter mit ...dem Fußball?

Weimarer Kontroverse

Mi. 26.06 18:00 - 20:00 Bauhaus Museum Weimar

Prof. Dr. Detlev Claussen (Hannover/Frankfurt | Rassismus- und Antisemitismusforscher, Gesellschaftstheoretiker und Publizist) im Gespräch mit Helmut Heit (Klassik Stiftung Weimar)

Im öffentlichen Leben kommt man am Fußball kaum vorbei und beinah täglich widmen die Nachrichtensendungen diesem Spiel große Aufmerksamkeit. Fußball ist ein aufregender Sport und eine große Attraktion für die unterschiedlichsten Menschen. Die Europameisterschaft in Deutschland macht dies wieder einmal präsent und rückt das Spiel ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Kaum zu übersehen sind aber auch die Probleme: Sei es die die Kommerzialisierung des Spielbetriebs, die Korruption bei der Wahl von Austragungsorten, Rassismus, Homophobie und Gewalt in den Stadien oder die Aufmerksamkeit für Frauenfußball. Ist der Fußball in dieser Hinsicht ein Spiegel der Gesellschaft?

Zugleich blickt man im Fußball auf eine Geschichte der Emanzipation zurück: Vom Kicken auf der Straße, zu den Amateurmannschaften hin zum Profi-Fußball – Stationen der Fußballentwicklung im 20. Jahrhundert und der Traum zahlreicher, vor allem junger Fußballbegeisterten. Kaum ein Sport scheint ähnlich stark emotional aufgeladen, verbunden mit der Hoffnung, es könnte anders werden: der Aufstieg vom Außenseiter zum Spitzenreiter – in der Gesellschaft und auf dem Platz. Kann Fußball tatsächlich als Werkzeug für sozialen Wandel verstanden werden oder ist es vor allem eine fragwürdige Alltagsreligion? Welche Rolle spielt Fußball bei der Förderung von sozialer Integration und Toleranz? Diese und andere Fragen diskutieren wir mit dem Sozialwissenschaftler Detlev Claussen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem der Klassik Stiftung Weimar - Weimarer Kontroversen - statt.

Weitere Termine mit spannenden Diskussionen finden Sie hier.

Eine Videoaufzeichnung der Weimarer Kontroverse finden Sie hier

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